Von Sonnenflecken, Subbotniks und Sommerkino
Wenn Herz und Verstand auf Wagemut treffen und Bürger zu Bürgen werden, kann mehr gerettet werden als ein Gebäude. In Dessau gründete sich schon 1998 eine Initiative, die in letzter Minute das denkmalgeschützte und kulturhistorisch einmalige „Schwabehaus“ vor dem Abriss bewahrte. Inzwischen betreiben es die Projektmacher erfolgreich und ehrenamtlich als Vereinshaus mit gemischter gemeinnützig-kommerzieller Nutzung. 2007 kam auch noch das Nachbarhaus, die Alte Bäckerei, zu dieser Immovielie dazu. Ein „besonderer, magischer Ort“ findet Holger Schmidt, Städteplaner und Vorsitzender des Schwabehaus-Vereins. „Hier kann sich bürgerschaftliches Engagement tummeln. Das ist wichtig für eine Stadtgesellschaft.“
WeiterlesenSchwabehaus & Alte Bäckerei, Dessau-Roßlau
Das nach dem Astronom und Botaniker Samuel Heinrich Schwabe benannte historische Gebäude und – als Erweiterung – die Alte Bäckerei wurden durch bürgerschaftliches Engagement vor dem Verfall gerettet. Das Vereins- und Kulturhaus trägt sich durch teils gewerbliche Vermietung selbst.
Zwei kleine Stadthäuser (2 Geschosse) mit Nebengebäuden in der historischen Altstadt (Dessauer Neustadt) von Dessau. Zwei Veranstaltungsräume und Büroräume. Hier treffen sich Vereine und Initiativen, einige Räume sind gewerblich vermietet (Bistro, Schuster, Büroräume).
Schwabehaus erbaut 1826, Denkmal, Sanierung bis 2001 durch Kauf und Engagement Schwabehaus e.V.
Alte Bäckerei erbaut ca.1800, ab 2007 Konzept als Erweiterung zum Schwabehaus, Erbbaurecht von Privaten, Förderung Projektentwicklung im Rahmen vom eines Bundesmodells aus der Städtebauförderung 2007-2009
Zum Schwabehaus:
460 qm vermietbare Fläche (davon 20 Prozent gewerblich vermietet)
Zur Alte Bäckerei:
302 qm vermietbare Fläche (davon ca. 45 Prozent gewerblich vermietet)
Etabliertes Projekt
Das historische Schwabehaus ist schon um 1820 als Konzeptvergabe entstanden, denn der Herzog von Anhalt-Dessau schrieb das Grundstück mit einer Nutzung aus, die der Stadt zur Ehre gereiche. Der Gewinner bekam sogar einen Baukostenzuschuss von 12 Prozent.
Nach Jahren der Verwahrlosung, von dem insbesondere der Hof, das Obergeschoss und das Dach betroffen waren, drohte Mitte der 1990er Jahre der Abriss.
Der Erhalt und die Sanierung wurden zu einem guten Beispiel für bürgerschaftliche Mitbestimmung und Tatkraft. Heute ist das Ensemble um das Schwabehaus einer der wenigen erhaltenen Reste der historischen Neustadt und ein unverzichtbares Zeitdokument für die Stadtentwicklung in Dessau.
Die Bürgerschaft stand von Anfang an hinter dem Projekt, übernahmen sogar private Bürgschaften in Höhe von 200.000 DM, um die Finanzierung zu ermöglichen. Dies war nötig, da die Finanzwirtschaft sich sehr zögerlich gegenüber dem ehrenamtlichen Engagement zeigte.
Kompetenz und Durchsetzungskraft hat der Verein nicht nur bei Sanierung und Umbau des Schwabehauses bewiesen. Von Anfang an steht das Projekt auf wirtschaftlich tragfähigen Beinen.
So viel Erfolg machte Lust auf mehr: ab 2007 bemühte sich der Verein um Rettung des Nachbarhauses, das als Alte Bäckerei in Erbbaurecht übernommen wurde, sogar eine Förderung über Bundesmittel erhielt und seit 2012 fertig ist.
Ende des 17. Jhs.
Herausbildung der Dessauer Neustadt, deren Objekt in der heutigen Johannisstraße 18 sich jedoch Mitte des 18. Jhs. zum „städtebaulichen Missstand“ entwickelt.
1776
Mangels annehmbarer Konzepte erwirbt der Landesvater Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau selbst das Objekt für 350 Taler und lässt den „Schandfleck“ abreißen.
Um 1820
Das Grundstück wird vom Herzogshaus zur Bebauung ausgeschrieben, wobei das künftige Gebäude der Stadt zur Ehre gereichen soll.
1826
Der Entwurf von Baumeister Wilhelm Corte überzeugt den Herzog, der ihm für die Umsetzung nicht nur das Grundstück schenkt, sondern auch Material und einen Bauzuschuss gewährt.
1829
Der Astronom und Botaniker Samuel Heinrich Schwabe (1789–1875) erwirbt das Eckgebäude. Für seine astronomischen Beobachtungen lässt er sich auf dem Dachstuhl ein Observatorium bauen. Über seinen Tod hinaus blieb das Haus im Besitz der Familie. Um 1900 entstehen im Erdgeschoss eine Gaststätte und Ladengeschäfte sowie auf der Südseite im Hof ein backsteinsichtiger Anbau, der vor allem von Arbeitern bewohnt wird.
1945 bis 1992
Das Gebäude übersteht den Zweiten Weltkrieg und wird treuhänderisch von der Kommunalen Wohnungsverwaltung betreut. Die Ladengeschäfte sind zum Teil bis zuletzt vermietet. Die letzten Wohnungsmieter ziehen 1979 aus. Das Haus wird zu DDR-Zeiten wegen seines prominenten Besitzers und seiner städtebaulichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Trotzdem verfällt das Objekt Zusehens.
1992
Rückübertragung des Objektes an eine Erbengemeinschaft aus Hessen.
1993
Verkauf an die in Dessau aktive Mannheimer Unternehmensgruppe Diringer&Scheidel (D&S) für 233.000 DM. In der Hoffnung auf eine zügige Restaurierung des Gebäudes hat die Stadt von ihrem im Denkmalschutzgesetz verbrieften Vorkaufsrecht keinen Gebrauch gemacht.
1996
Die Baufirma reicht aber zur Überraschung von Verwaltung, Politik und Bürgerschaft keinen Bauantrag, sondern einen Abbruchantrag ein mit der Begründung ermittelter, nicht zumutbarer Sanierungskosten in Höhe von 3.134.000 DM. Das Ensemble soll zugunsten eines neuen Büro- und Geschäftshauskomplexes abgerissen werden.
August 1996
Mit einem fraktionsübergreifenden Beschlussantrag des Dessauer Stadtrates wird die Zustimmung zum Abriss gestoppt. Die Verwaltung erhält den Auftrag, eine Möglichkeit für den Erhalt des Hauses zu finden. Die Öffentlichkeit wird aufmerksam und bleibt es.
Sommer 1998
Die Stadt weist gutachtlich nach, dass das Gebäude erhalten bleiben kann, findet aber keinen neuen Eigentümer.
Anfang September 1998
Eine knappe Mehrheit im Stadtrat beschließt, den Abriss zu gestatten, falls sich nicht innerhalb von zwei Monaten ein Investor findet.
September 1998
Engagierte Bürger starten in dieser scheinbar aussichtlosen Situation die „Aktion Sonnenflecken“, die sich von einem reinen Protest zu einer konstruktiven Initiative entwickelt.
22. September 1998
Das erste Verständigungstreffen, zu dem man per Handzettel jedermann eingeladen hatte, wird zur Gründungsveranstaltung des Schwabehausvereins, dessen einzige Aufgabe die Rettung des Hauses ist. Dreizehn Aktivisten, darunter Stadträte der CDU, der SPD, der PDS und der Alternativen Fraktion, schaffen es, innerhalb von vier Wochen in das Vereinsregister zu gelangen und den Status der Gemeinnützigkeit zu erlangen.
Oktober 1998
Der Verein legt der Stadtverwaltung und dem Bauträger ein Sanierungs-, Nutzungs- und Finanzierungskonzept als Alternative zum Abriss vor
30. Oktober 1998
Der Oberbürgermeister teilt mit, dass die Unterlagen nicht den Anforderungen entsprechen. Der Abriss könne nur noch gestoppt werden, wenn es dem Verein gelänge, bis zum 2. November, spätestens für den 4. November eine Stadtratssitzung zu beantragen, die einen neuen Beschluss zugunsten des Schwabehauses verabschieden könnte. Dieser wäre für die Verwaltung bindend.
4. November 1998
Sondersitzung des Stadtrates mit äußerst kontroverser Diskussion zum Schwabehaus. In namentlicher Abstimmung wird über das Konzept des Schwabehausvereins entschieden. Eine deutliche Mehrheit spricht sich für das Konzept aus.
April 1999
Das Objekt wird von der Baufirma D&S zum Preis von 310.000 DM – 77.000 DM über den Preis, den die Firma gezahlt hat – an den Verein verkauft. Parallel dazu bemüht sich der Verein Fördermittel für die Finanzierung der Kaufsumme und der Sanierungskosten.
Bis Juni 2001
Schrittweise Sanierung des Objektes unter besonderer Berücksichtigung bzw. Einbindung der vermieteten Gewerbeeinheiten; darunter Handwerk und Gastronomie.
Seit 2001
Das Schwabehaus steckt voller Möglichkeiten. Vermietung an gemeinnützige Vereine und Kreative; Räumlichkeit bieten aber Möglichkeiten für Veranstaltungen oder private Nutzungen. Die Räume reichen schon bald nicht mehr aus, um den hohen Bedarf an Vereins- und Kulturräumen zu decken.
2007
Der zunehmende Verfall der Bäckerei und die Nachfrage von Interessenten, die sich gern im Schwabehaus eingemietet hätten, veranlassen den Verein, sich auch um dieses historisch bedeutsame Haus zu bemühen. Den Grund und Boden übernimmt der Verein in Erbbaurecht von einer privaten Erbengemeinschaft.
Rückblick zur Alten Bäckerei:
Um 1800
Errichtung des zweigeschossigen, fünfachsigen Vorderhauses als Fachwerkbau
Ca. um 1870
Das Haus erhält in Massivbauweise mit unverputztem Ziegelmauerwerk zwei Seitenflügel. Vermutlich werden zur gleichen Zeit für einen Bäckereibetrieb im Vorderhaus ein Verkaufsraum mit Schaufenster und Ladentür eingebaut.
1873
Ältester Nachweis für das Betreiben einer Bäckerei.
1975
Letzter Bäcker gibt den Betrieb auf.
Bis Ender der 1980er Jahre
Nutzung der Räume für die Zuckerwatteherstellung.
1990
Gewerbe- und Wohnräume werden aufgegeben. Rückübertragung des Objektes an die Erbengemeinschaft Familie Polland. Da für das Haus kein Nutzer gefunden wird, steht es leer und verfällt. Sein schlechter Zustand bedroht das Schwabehaus.
2007 bis 2012
Sanierung des Objektes im ursprünglich geplanten Kostenumfang von mehr als 560.000 Euro, davon 80 Prozent Förderung durch das Programm Stadtumbau Ost, 20 Prozent Eigenmittel in Form von Eigenleistungen und einem Kredit der Stadtsparkasse.
Heute
Das Schwabehaus und die Alte Bäckerei sind komplett vermietet und gehören nicht zuletzt dank ihres Flairs zu den beliebtesten Anziehungspunkten in der Innenstadt.
Sowohl die in den Häusern ansässigen Handwerker, Kreative, Gastronomen und Vereine als auch Gäste nutzen sie als einen vielseitigen Ort. Eine Vielzahl von Veranstaltungen hat insbesondere das Schwabehaus innerhalb kürzester Zeit zu einem festen Bestandteil aktiver Stadtteilkultur gemacht. Das Objekt mit Schwabestube (70 Plätze) und Hof (90 Plätze) steht allen Interessenten für ein moderates Entgelt offen.
Schrittweise konnte das Schwabehaus als kultureller Treffpunkt im Stadtquartier etabliert werden und ist Bestandteil eines Quartiersstammtisches, der die Aktivitäten im Stadtquartier koordiniert.
Das Ensemble um das Schwabehaus ist eines der wenigen erhaltenen Punkte der historischen Neustadt und ein unverzichtbares Zeitdokument für die Stadtentwicklung Dessaus.
Insgesamt hat die Sanierung des Schwabehauses ohne Grundstückskosten 2,1 Mio. DM gekostet. Etwa 25 Prozent aller Kosten sind durch den Verein getragen worden, 75 Prozent der Kosten konnten als Zuschüsse akquiriert werden. Die Gesamtfinanzierung des Projektes bestand aus insgesamt elf Finanzierungsbausteinen mit den damit zusammenhängenden Förderrichtlinien, Anträgen, Verwendungsnachweisen. Neben der Förderung durch das Arbeitsamt (Förderung Vergabe-ABM) gab es etwa zweckgebundene Zuschüsse vom Denkmalschutz, von der Soziokultur, der EXPO-Gesellschaft und von Lotto Toto, die Stadt gab einen Zuschuss und ein Darlehen, das vorrangig getilgt werden konnte. Als Eigenkapital kamen ein Bankkredit, Mitgliederdarlehen, Eigenleistungen und Spenden zum Einsatz. Besonders war hierbei, dass 75 Bürger eine Bürgschaft zur Sicherung des Kredits in Höhe von 500 bis 5.000 DM übernahmen.
Ein gemeinnütziger Verein trägt das Projekt. Er agiert absolut demokratisch.
Als Ansprechpartner und Kümmerer vor Ort wird ein ständiger Projektassistent auf der Basis eines Minijobs beschäftigt. Er ist die gute Seele im Haus und fungiert als klassischer Hausbesorger: er gibt Schlüssel aus, führt den Veranstaltungskalender, nimmt das Geld ein, stellt Mülltonnen raus, schaut, ob es Reparaturbedarf gibt und organisiert den laufenden Betrieb. Pro Tag arbeitet er 1 – 1 ½ Stunden für das Projekt.
Für die Sanierung der Objekte wird jeweils pro Bauabschnitt eine Baukommission gebildet.
Unabhängig von den Sanierungsarbeiten, aber durchaus auch zu deren Unterstützung, werden als Eigenleistungen gezielte Subbotniks durchgeführt.
Darüber hinaus finden sich in Arbeitsgemeinschaften Vereinsmitglieder zusammen, die spezielle Themen bearbeiten. So wird beispielsweise durch die Kino-Arbeitsgruppe das Sommerkino realisiert. (siehe auch Teamentwicklung).
Das Schwabehaus befindet sich im Eigentum des Vereins, die „Alte Bäckerei“ ist über ein Erbbaurecht vertraglich langfristig gesichert.
Die Satzung des Vereins Schwabehaus e.V. finden Sie hier.
Der Verein realisiert die Kommunikation in Eigenleistung. Da der Verein von aktiven Bürgern getragen wird, es besteht grundsätzlich eine gute Vernetzung in die Stadt und die Region.
Nach außen präsentiert sich der Verein über seine Internetseite und bei besonderen Anlässen durch Pressemitteilungen.
Die Vereinsmitglieder erhalten dreimal pro Jahr schriftliche Berichte zum Stand der Arbeiten und Aktivitäten sowie zu anstehenden Aufgaben. Zudem erhalten sie regelmäßige Einladungen zu internen und öffentlichen Aktionen.
Die „Aktion Sonnenflecken“ hat die unterschiedlichsten Bürger ehrenamtlich für ein Ziel zusammengebracht.
Mit der Gründung eines gemeinnützigen Vereins wurde gemeinsam die beste Lösung zur Rettung des Objektes gefunden und aufgrund des Zeitdrucks sofort umgesetzt. Mit elf Mitgliedern ist man gestartet, heute sind es 60, davon sind 20 sehr aktiv. Die anderen verstehen sich insbesondere als Förderer, auch mit überregionaler Ausstrahlung. Der Verein agiert absolut demokratisch.
In den Bauphasen sorgen gemeinschaftlich gegründete Baukommissionen für die Umsetzung der Pläne, wobei Fachleute für die Realisierung der Aufgaben eingekauft werden.
Gemeinschaftlich trägt man nicht nur von Anfang an das finanzielle Risiko, sondern beteiligt sich je nach Fähigkeiten und Interessenslagen bis zum heutigen Tag in regelmäßigen Subbotniks aktiv an der Arbeit, und zwar nicht nur während der Instandsetzungsphase, sondern auch bei der Umsetzung der Nutzungskonzepte.
Je nach Interessenslage betreuen Arbeitsgemeinschaften bestimmte Aufgaben, z. B ist die Kino-AG für das Sommerkino verantwortlich.
Durch den offenen und demokratischen Umgang mit allen anstehenden Fragen und Entscheidungen ist es möglich, jeweils einen Konsens herzustellen, der von allen Vereinsmitgliedern getragen wird.
Das Objekt wird von Anfang an als Gemeinschaftswerk betrachtet. Im Verein selbst gibt es Mitglieder mit Planungs- und Baukompetenz. Anstehende Sanierungsarbeiten werden in einzelne Abschnitte eingeteilt, für die jeweils Kommissionen zuständig sind, die die Maßnahmen im Sinne des Vereins federführend betreuen. Aufgaben, die man nicht selbst erfüllen kann, werden von Fachleuten ausgeführt. So wurden für den Architekten, den Bauleiter sowie die Restaurierungs- und Holzschutzmaßnahmen Honorarverträge vergeben. Vor allem in der Bauphase wurden viele Subbotniks durchgeführt, aber noch heute treffen sich die Mitglieder regelmäßig zu diesen freiwilligen Einsätzen, um das Objekt zu pflegen und weiterzuentwickeln. Für alle Planungsleistungen und die Bauleistungen konnten nach öffentlichen Ausschreibungen regionale Firmen gewonnen werden, die sich häufig schnell vom Elan der Projektmachen anstecken ließen und die manchmal etwas länger dauernden Abstimmungen in der Baukommission akzeptiert haben. Eine besondere Herausforderung war die Integration von 28 arbeitslosen Bauhandwerkern in die Sanierung des denkmalgeschützten Schwabehauses, hier hat zugleich eine fachliche Qualifikation stattgefunden, wodurch sich die Vermittlungschancen der Teilnehmer in den 1. Arbeitsmarkt verbessert haben.
Das Fachwerkensemble befindet sich im heutigen Dessauer Theater- und Johannisviertel, dessen Bewohnerschaft sich aktiv für die Entwicklung ihres Quartiers einsetzt.
Gemeinsam mit anderen Quartiersakteuren hat der Schwabehausverein einen Stammtisch ins Leben gerufen, der drei- bis viermal jährlich stattfindet. Dort wird u. a. über die Entwicklung des zentralen Stadtteils, gemeinsame Aktionen, aber auch seine Bewohner und Nutzer beraten und die Aktivitäten im Quartier koordiniert werden.
Gemeinsam werden Feste gefeiert.
Man kennt und schätzt sich, nicht nur als nachbarschaftliche Institution, sondern von Mensch zu Mensch. Man hilft sich gegenseitig. Mieter werden bewusst ausgewählt, z. B. bei der Vergabe von Gewerberäumen an Vertreter des Handwerks, die Kunden in das Viertel ziehen.
Der Erfolg hat sich über Dessau hinaus herumgesprochen: Es kommen viele Nachfragen von regionalen und überregionalen Initiativen, die sich über den Verein und seine Erfahrungen informieren lassen. Themen sind u. a. die Kalkulation und Finanzierung solcher Projekte, aber auch die Satzung.
Im Verein steht vor einem Generationswechsel, jüngere Leute werden gesucht, die das erfolgreiche Projekt künftig mitgestalten und übernehmen können.
Eine kontinuierliche finanzielle Unterstützung ohne Bedingungen wäre enorm hilfreich, denn die Bewirtschaftung ist gerade momentan sehr anspruchsvoll, da allein die Kredite monatlich mit fast 2.000 € zu bedienen sind.
Der Schwabeverein hofft, dass mit der Kreditumschuldung im Jahr 2019, in deren Folge sich die Kreditzinsen deutlich reduzieren, mehr Geld für die Kultur und die Gebäude zur Verfügung stehen.
Das Quartier müsste insgesamt dringend aufgewertet werden. Die Eigentümer der anderen Objekte sowie die Kommune für den öffentlichen Raum sollten dringend nachziehen.
Das Team ist die wichtigste Basis und zugleich ein zartes „Pflänzchen“: es muss darauf geachtet werden, dass möglichst alle mitgenommen werden und sich im Projekt auch wiederfinden. Denn die beiden Häuser gehören allen Mitgliedern gemeinsam! Die dazu notwendigen Diskussionen und die Suche nach Kompromissen sind für Außenstehende manchmal schwer nachzuvollziehen.
Der Verein wurde anfangs als weniger vertrauenswürdig eingestuft als ein Bauträger, der das Haus seit Jahren verfallen ließ. Die Banken scheuten sich anfangs, das Projekt mit Krediten zu finanzieren. Durch einzeln haftende, beschränkte Privatbürgschaften von 80 Personen konnten für den Kredit der GLS Bank zusätzliche Sicherheiten gestellt werden. Damit wurde der Grundstein für das Projekt gelegt.
Beim Projekt „Alte Bäckerei“ war das schon ganz anders, Kommunalpolitik und Verwaltung arbeiteten Hand in Hand mit dem Verein. Die Stadtsparkasse sprang konstruktiv ein, weil eine GLS-Bank-Mitarbeiterin das Projekt für nicht finanzierbar hielt.
Die Förderung erfordert einen hohen bürokratischen Aufwand, der ohne den professionellen Hintergrund der Ehrenamtler nicht leistbar gewesen wäre. Oftmals benötigten die mit der Abwicklung des Projekts in den Verwaltungen betrauten Personen einen erhöhten Aufklärungsbedarf zu einer sachgerechten aber ermöglichenden Auslegung der Förderrichtlinien.
Webseite Schwabehaus
Film 2009 zum Modellprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Film Bundeswettbewerb Europäische Stadt – Wandel & Werte im Rahmen der Preisverleihung in der Kategorie Stadtbürger