Fotos: Mona Gennies, Verena Maas

Utopiastadt Wuppertal

Ein Bahnhof von gestern als Labor für die Stadt von morgen. Der Mirker Bahnhof mitten in Wuppertal ist heute „Utopiastadt“. Ein Stadtraum, den engagierte Bürger für die Nachbarschaft erobert haben. Stolz nennen sie ihn einen „kreativen Cluster“, das Zusammenwirken vieler für nicht weniger als die „Initialzündung eines andauernden Kultur- und Gesellschaftskongresses mit Ambitionen und Wirkung“. Eine Keimzelle kreativer Stadtentwicklung. Utopiastadt soll ein Ort sein, an dem an Utopien gearbeitet wird.

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Projekt

Im denkmalgeschützten Bahnhof an der Nordbahntrasse in Wuppertal entsteht mit Utopiastadt ein Kreativ- und Stadtteilzentrum als andauernder Gesellschaftskongress.

Gebäudetyp/Nutzfläche

Bahnhof unter Denkmalschutz von 1882 mit Gelände und Nebenräumen wie Gepäckabfertigungsgebäude, Fußgängerunterführung und historischer Treppenanlage. Seit 1991 von der Bahn aufgegeben.

Nutzungsfläche derzeit ca. 1.000 qm nutzbar, Gesamtfläche Bahnhofsgebäude 2.000 qm, zusätzlich ca. 2.000 qm Außenraum

Coworking-, Agentur- und Atelierräume: ca. 450 qm
Tanzschule: ca. 200 qm
Gastronomie: Café Hutmacher ca. 200 qm
Werkstatt: ca. 100 qm
Stadtrad Fahrradverleih: ca. 50 qm
Garten: ca. 1.000 qm

Projektstatus

Pionierphase: Betrieb ist 2011 gestartet, der Umbau startet ab Mitte 2016.

Das Besondere – Erfolgsbausteine

Das Bahnhofsgebäude und das umliegende Gelände sind als „Utopiastadt“ zentrale Anlaufstelle für kreative Stadtentwicklung aus der Breite des bürgerschaftlichen Engagements und für die Kultur- und Kreativwirtschaft und somit als ein Stadtlabor für Utopien. In dem einzigartigen, geschichtsträchtigen Gebäude entsteht ein lokales und gleichzeitig überregionales Kultur- und Kreativquartier, in dem visionäre Ideen und gesellschaftliche Grundüberlegungen konkretisiert und realisiert werden.

2.000 Quadratmeter Fläche stehen im Gebäude bald für kulturelle und kreative Nutzungen zur Verfügung, in unsaniertem Zustand sind es derzeit nur 1.000 Quadratmeter. Ziel ist es, Initiativen, Projekte und Agenturen zusammenzubringen, die sich im weitesten Sinne mit neuen Programmen und Ideen zu Kultur, bürgerschaftlichem Engagement, Selbstorganisation, Stadtentwicklung, urbaner Ökonomie und Ökologie, politischer und kultureller Mitgestaltung und Kreativwirtschaft beschäftigen.

Trotz der thematischen Offenheit gibt es also mit „Utopia“ eine gemeinsame Ausrichtung der einzelnen Projekte.

Die Nordbahntrasse ist wichtig für das Projekt und war ein Faktor für die Standortwahl.

Das Gebäude konnte langfristig gesichert werden, denn es wurde von der Stadtsparkasse zur Nutzung an die Utopiastadt gGmbH übertragen.

Für die Bewilligung der Förderung aus dem Programm „Initiative ergreifen“ übte man sich in interdisziplinärer und hartnäckiger Kommunikation, d.h.: Alle an einen Tisch und geht nicht gibt’s nicht – sondern: Was kann jeder einzelne dazu beitragen, dass es eben doch geht?

Von Anfang an hatte Utopiastadt Unterstützer und Förderer in der Verwaltung (in diesem Fall bei der Wirtschaftsförderung und bei der Stadtentwicklung). Inzwischen wird die Wirkung von Utopiastadt auch in der Stadtspitze wahrgenommen und wertgeschätzt – schließlich ist der jetzige Oberbürgermeister vorher in der Quartiersentwicklung tätig gewesen.

Chronologie

Am Anfang


2006
Beate B. Blaschczok und Christian Hampe gründen eine GbR für die Publikation von kulturellen und gesellschaftlichen Inhalten – clownfisch.

2007
Erste Ausgabe des Statementmagazins „clownfisch“.

2009
Zur dritten Magazinausgabe zum Thema „Schöpfung“ entstand in den brachliegenden ELBA-Hallen über 12 Monate ein Programm auf etwa 3.000 Quadratmeter mit Ausstellungen, Symposien, Theater und Diskurs. Die Planungen für die vierte Ausgabe zum Thema „Utopia“ beginnen. Erste Gespräche mit der Wirtschaftsförderung und der Bergischen Entwicklungsagentur beginnen. Es entstehen ein Exposé und ein Businessplan für die ersten Schritte von „Utopiastadt“.

2010
Suche mit Wirtschaftsförderung nach geeigneten Räumlichkeiten. Vorstellung der Idee „Utopiastadt“ bei der Stadtsparkasse Wuppertal, der Eigentümerin des Bahnhof Mirke. Die Idee: kostenlos den Bahnhof nutzen und, wenn das Konzept funktioniert, diesen langfristig übernehmen. Überzeugten mit ihrer strukturbildenden Konzeption und gut aufgestelltem Wirtschaftsplan, welcher mit Hilfe von einer renommierten Immobilienagentur und einem kleinen Architekturbüro erarbeitet wurde.


Aufbau


2011
Unterzeichnung des Pachtvertrages: Startschuss für eine erste Umbaustufe des Bahnhof Mirke. Die Stadtsparkasse stellt die voraussichtlich ohnehin fälligen Instandhaltungsgelder der kommenden drei Jahre in die Regie der neuen Nutzer. Insgesamt dürfen bis 100.000 Euro für bauliche Maßnahmen, Reparatur und Material ausgegeben werden.

Die clownfisch GbR handelt ein dreijähriges (das auf vier verlängert wurde) Moratorium aus, welches besagt, dass der Bahnhof von der Stadtsparkasse an eine gemeinnützige Organisation gespendet wird, wenn das Projekt erfolgreich startet, Fördermittel zum Umbau beschafft werden können und die Rückzahlung der Instandhaltungsgelder abgeschlossen ist.

Antrag und Genehmigung der ersten Nutzungsänderung

„Utopiastadt“ startet mit Coworking-Space, Atelier- und Projekträumen. Qualifizierungsauftrag zum Programm „Initiative ergreifen“ zur Vorbereitung und Qualifizierung für einen Förderantrag zum Stadterneuerungsprogramm.

Verschiedene Akteure wählen „Utopiastadt“ als Gründungsort der Bergischen Energiegenossenschaft.

Release des eigenen Bio-Bieres „Bärtig Bräu“ und der damit verbundenen Einrichtung eines Quartierfonds, der aus Einnahmen des Bieres gespeist wird. Derzeit umfasst der Fonds ca. 4.000 Euro und bisher wurden Workshops im Bereich Urban Gardening und Kochen oder einfach Mülleimer finanziert.

Veröffentlichung der vierten Magazinausgabe zum Thema „Utopia“ mit einem zusammenfassenden Programm im Quartier Mirke.

2012
Im Rahmen der Jelly-Week-Worldwide-Aktionswoche ist Utopiastadt mit mehreren Thementagen zu Urban Gardening, Bürgerhaushalt, Coworking, Sharing Economy, Sicherheit in öffentlichen W-LAN-Netzen und dem 1. OpenData Hackathon in Wuppertal (/dev/tal e.V.) dabei.

Das Café Hutmacher wird in einer ersten „Teegesellschaft“ vorgestellt – es gibt Live-Musik, Lesung und elektronische Musik: Werbung für das Projekt, um Helfer zu gewinnen.

Das „Elektroreparatur Café“ startet in Utopiastadt.

2013
Etwa 50 Ehrenamtler setzen ca. 300 Quadratmeter im EG für Kulturveranstaltungen, Diskussionen und Gastronomie instand.

Eröffnung der Gastronomie „Hutmacher“.

Initiativen agieren von Utopiastadt aus im Quartier und der ganzen Stadt, wie z.B. OpenDaTal, Freifunk u.a.

Einzug der „Mirker Schrauba“ in die Werkstatt und 1. Repararaturcafé der Mirker Schrauba am Bahnhof.

Start von regelmäßigen Veranstaltungen im Bereich Musik, Literatur und Kunst im „Hutmacher“.

November: Gründung Forum:Mirke mit allen Vereinen, Institutionen und anderen Engagierten aus dem Quartier.

2014
Gründung der „Utopiawerkstadt“ als offene Werkstatt mit Holz- und Metallbearbeitung sowie Lasercutter und 3D-Drucker.

Start des kostenlosen Fahrradverleihs „Utopiastadtrad“ und clownfisch übernimmt die Organisation des Mobilitätstages von der Stadt und etabliert es an der Nordbahntrasse.

Herbst: Eröffnung des Rad- und Fußwegs „Nordbahntrasse“. Der Bahnhof Mirke bekommt noch mehr Laufpublikum.

Erstes „Forum Urbane Gärten Wuppertal“ in Utopiastadt.

Regelmäßige Projekte mit Kindern und Jugendlichen aus dem Quartier Mirke u.a. in Kooperation mit der „Alten Feuerwache“.

clownfisch startet mit einem Coworking-Stipendium zum Thema „Utopiastadt“. Erster Stipendiat ist der gemeinnützige Verein „Ideen hoch 3“.

Auf Grundlage der Erkenntnisse aus dem Forum:Mirke erarbeitet die Stadtentwicklung Wuppertal eine Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes für das Quartier Mirke und beantragt Fördergelder.

clownfisch übernimmt die Trägerschaft für das Projekt „Youth Changemaker City“ und finanziert durch Mieteinnahmen zwei FSJ-Stellen (Freiwilliges Soziales Jahr).

Verleihung des LBS-Zukunftspreises, Laudatio von Henry Beierlorzer.

Mehr als 20 in Utopiastadt aktive Menschen gründen den Förderverein Utopiastadt. Den Betrieb schultern weiterhin Beate B. Blaschzok und Christian Hampe privat mit ihrer GbR.

Aufnahme in das EU-Forschungs- und Netzwerkprojekt „SEiSMiC“.

Kooperation im Rahmen von Reallaboren mit dem Wuppertal Institut und einem Masterkurs des Zentrums für Transformationsforschung zum Thema „Geschäftsmodell für nachhaltige Transformationsprozesse“.


Verstetigung


2015
Der 2. Mobilitätstag in Utopiastadt wird durch die erste bergische Fahrradmesse der Fahrradhändler „bergische Velo“ ergänzt.

Auszeichnung als „Ort des Fortschritts NRW“ durch die NRW-Landesministerien für Wirtschaft, Wissenschaft und Städtebau.

Start der Kampagne „1 m– Wir kaufen uns die Stadt zurück“, mit dem Ziel, weitere Flächen an der Nordbahntrasse für den Utopiastadt Campus zu erwerben.

Gründung der Utopiastadt gGmbH durch den Förderverein Utopiastadt. Beate B. Blaschczok und Christian Hampe werden für die Geschäftsführung verpflichtet.

Utopiastadt gewinnt bei dem Wettbewerb „Drei Schwebebahnen für Wuppertal“, ausgeschrieben von den Stadtwerken Wuppertal (WSW), eine von drei Schwebebahnen.

Die Dr. Werner Jackstädt-Stiftung sagt eine Spende über 200.000 Euro an Utopiastadt zu, die diese erhält, wenn der Weiterleitungsbescheid der Stadt Wuppertal für die Landesfördermittel vorliegt, und trägt damit zur Finanzierung des Eigenanteils für die Sanierung des Bahnhofs im Rahmen der Städtebauförderung bei.

2016
Das Land NRW bewilligt Fördergelder für das Projekt Umbau Mirker Bahnhof zu Utopiastadt gegenüber der Stadt Wuppertal. Der Bahnhof ist Teil des Integrierten Handlungskonzeptes, wird aber über „Initiative ergreifen“ gefördert.

Übertragung des Bahnhofgebäudes und Grundstück an die Utopiastadt gGmbH.

Durchführung des Mobilitätstages in Kooperation mit der „bergische Velo“.

Beginn der Sanierungsarbeiten


Auf lange Sicht


Zunächst steht der Aus- und Umbau des Bahnhofs im Fokus. Mit Ausbau der bisher ungenutzten Bahnhofsteile steht auch eine Erweiterung des Betriebskonzeptes für weitere Nutzungen an. Auch das Gelände um den Bahnhof, der Utopiastadt Campus, soll mit Initiativen und passenden Nutzungen gefüllt werden.

Finanzierung

In einem Verkehrswertgutachten von 2007 steht: Der Bahnhof ist 792.000 Euro wert. Die Sparkasse findet keinen für sie passenden Investor. Da der Bahnhof unter Denkmalschutz steht, ist es im öffentlichen Interesse, das Gebäude zu erhalten. Daher verhandelt die Sparkassee zunächst ein Moratorium. Im Pachtvertrag sind Ausgaben bis 100.000 Euro zu Lasten von clownfisch gbR, allerdings von der Stadtsparkasse vorfinanziert, für die Unterhaltung vorgesehen. Gebraucht wurden davon allerdings durch den hohen Anteil an Ehrenamtsstunden nur 50.000 Euro. Diese sind zur Erfülung des Pachtvertrages und somit vor Übertragung der Immobilie an die Utopiastadt gGmbH zurückzuerstatten.

Förderung über „Initiative ergreifen“ in Höhe von 3 Millionen Euro (80 Prozent der Gesamtsumme) bewilligt. Weitere 10 Prozent Eigenanteil trägt die Stadt Wuppertal, die restlichen gut 10 Prozent Eigenanteil die Utopiastadt. Davon soll noch in 2016 eine sechsstellige Summe ausgegeben werden.

Bauherrin ist die Utopiastadt gGmbH.

Spende über 200.000 Euro über die lokale Dr. Werner Jackstädt-Stiftung Wuppertal für den Eigenanteil zugesagt. Weitere Spenden von lokalen Unternehmen und der weiterhin hohe persönliche Einsatz als Muskelhypothek sichern den Eigenanteil.

Über eine Fundraisingplattform konnten zudem ca. 20.000 Euro für den Ankauf weiterer Flächen für die Entwicklung des Umfeldes Utopiastadt Campus gesammelt werden („1 m2 Utopiastadt“).

Organisationsform

Zunächst übernahm die in 2006 gegründetete clownfisch gbR mit alleiniger Haftung von Christian Hampe und Beate B. Blaschczok das persönliche Risiko des Projektes – inhaltlich und finanziell. Für die Gebäudenutzung wurde ab 2010 ein Pachtvertrag entwickelt und zwischen der clownfisch gbR und der Stadtsparkasse Wuppertal abgeschlossen.

2014 wurde der Förderverein Utopiastadt gegründet. Er hat drei gleichberechtigte Vorstandsvorsitzende. Der Verein kümmert sich um die Verwaltung der Spendengelder und die Kommunikation in die Breite. Der Verein gründet 2015 die gGmbh und setzt die beiden Projektinitiatoren als GeschäftsführerInnen ein und ist alleiniger Gesellschafter. Die Satzung finden Sie hier.

Die clownfisch gbR übergibt im Herbst 2015 das laufende Geschäft an die Utopiastadt gGmbH. Damit wird die private Haftung für das inzwischen sehr große Projekt gewandelt und Fördergelder, Spenden etc. dürfen empfangen werden. Die gGmbH ist Betreiber des Projektes Utopiastadt und des Bahnhofs Mirke.

Kommunikation

Die externe Kommunikation findet seit 2008 über die Internetseite und das Magazin von clownfisch statt. Zudem berichtet die lokale Presse regelmäßig und kontinuierlich. Utopiastadt hat eine eigene Internetseite www.utopiastadt.eu – wird zur Zeit als Projekt von clownfisch aber noch auf dessen Homepage geführt.  Es gibt Newsletter, Mailinglisten und Kommunikation über soziale Netzwerke.

Der Austausch im Quartier findet im Forum:Mirke, das die Utopiastadtmacher mitgegründet haben, statt. Das Forum:Mirke ist ein Quartiersforum, das reihum in den verschiedenen Initiativen des Viertels stattfindet. Bis jetzt ist es Austauschplattform und wenig in der Öffentlichkeit. Das soll zukünftig aber geändert werden. An einem geschärften Konzept wird gearbeitet. Ein kleiner Quartiersstadtplan mit allen Akteuren im Viertel wurde bereits im Forum:Mirke mitentwickelt und durch clownfisch finanziert und umgesetzt.

Bundesweit ist Utopiastadt in der Fachszene und Wissenschaft vernetzt. Sie sind Mitglied im europäischen Forschungsprojekt SeiSmic der Humbold Universität Berlin und dem TransZent, dem Wuppertal Institut und der Gesellschaft „neue Effizienz“, Gründer der Plattform „Transformationsstadt“.

Die Mitwirkung an zahlreichen Projekten in und um Wuppertal zeigt die große Präsenz der Utopiastadtmacher auf vielen Ebenen: Suchmaschine für Wuppertal, offener Haushalt, Stadt Wiki, FabLab, Stadtenwicklung, Kultur und Kreativwirtschaft Bergisches Städtedreieck und viele mehr. www.clownfisch.eu/forschung/

Die interne Kommunikation ist – bei ca. 150 Aktiven im Projekt – vielschichtig. So findet einmal monatlich ein Jour fixe aller Nutzer statt. In jedem Modul (Werkstatt, Fahrradwerkstatt, Fahrradverleih, Café, Coworking Space, Gruppe Schwebebahn am Utopiastadt Campus, Gruppe Umbau Nebengebäude Gepäckabfertigungsgebäude zur Werkstatt etc.) gibt es zusätzlich regelmäßige Termine.

In einem „Utopisten Input“ stellen einmal monatlich zwei Menschen aus Utopiastadt ihr Projekt vor. Außerdem präsentiert ein Externer ein Thema aus einem ganz anderen Bereich um selbst den Blick über den Tellerrand von Utopiastadt zu wagen.

Teamentwicklung

Das Kernteam für den Betrieb von ehrenamtlichen und erwerbstätig beschäftigten Akteuren und Mitarbeitern im Projekt (ca. 10 Personen) treffen sich einmal wöchentlich.

Zur Zeit können zwei Vollzeitstellen, mehrere geringfügig Beschäftigte und zwei Bundesfreiwillige über die Einnahmen des Projektes finanziert werden. Darüber hinaus kommen die Beschäftigten der Gastronomie dazu. Alle anderen arbeiten ehrenamtlich.

Immobilien/Planen/Bauen

Bis April 2016 konnten aus den im Pachtvertrag vorgesehenen Mitteln für die Unterhaltung des Bahnhofs nur die nötigsten Reparaturen ausgeführt werden. Hier wurden bisher nur 50.000 Euro ausgegeben, da überwiegend in Selbsthilfe und Eigenleistung gehandelt wurde.

Mit der Förderung aus dem Programm „Initiative ergreifen“ können Sanierung und Umbau in 2016 starten. Es war allerdings ein Weg von über fünf Jahren bis dahin. Nicht das OB, sondern das WIE war in dem denkmalgeschützten Gebäude schwierig, gilt es doch, es an den heutigen bauordnungstechnischen Stand anzupassen (Brandschutz, Energieeinsparung etc.). Mit den Fördergeldern wird noch nicht die komplette Sanierung, sondern nur alles zum Erhalt und zur Instandsetzung des Gebäudes möglich sein. D.h. weitere Mittel für Projekte, Betrieb und weitere Ausgestaltung werden gebraucht.

Es ist haushalterisch vorgesehen, dass noch in 2016 eine sechsstellige Summe ausgegeben wird. Den Start wird ein neues Dach machen und vor allem die bisher durch clownfisch und die Utopiastadt gGmbH vorfinanzierten Planungsleistungen.

Campus Utopiastadt: Durch die Gelder aus der Sponsoringaktion „1 m2 Utopiastadt“ werden zudem Flächen entlang der Nordbahntrasse gekauft, die der weiteren Quartiers- und Stadtentwicklung dienen: Garten, Aufenthalt, Sport etc. Es sind bereits ca. 20.000 Euro gesammelt.

Nachbarschaft und Stadtteil

Ob durch Gastronomie, Veranstaltungen, Radverleih oder offene Werkstätten – immer steht für das ganze Quartier ein niederschwelliger Zugang bereit. Es machte Sinn für Utopiastadt, sich gerade in dem gemischten und sozialökonomisch problematischen Stadtteil Nordstadt anzusiedeln, da Utopiastadt ein Projekt für Stadt- und Gesellschaftsentwicklung ist. So wird derzeit vom Wuppertal Institut und TransZent erforscht, was die nachhaltigen Strukturen und Bedingungen für eine Quartiersentwicklung sind. Welche Potenziale, Ehrenamtsstrukturen und strukturelles Know-how lassen sich wie einbinden, um Verfahren und Förderzugänge zu vereinfachen?

Der Austausch im Quartier findet im Forum:Mirke statt, das die Utopiastadtmacher initiiert haben. Das Forum:Mirke ist ein Quartiersforum, das reihum in den verschiedenen Initiativen des Viertels stattfindet. Die Aufnahme in ein Integriertes Handlungskonzept mit weiterer Städtebauförderung im Quartier konnte seitens des Forum:Mirke bereits unterstützt werden. Ein kleiner Quartiersstadtplan mit allen Akteuren im Viertel wurde im Forum:Mirke mitentwickelt. Bis jetzt sind hier aber weder mittelständische Unternehmen noch Schulen (institutionell) integriert.

Stolpersteine

Besonders schwierig gestaltet sich die Förderlandschaft. Es besteht ein Delta zwischen Projektwirklichkeit und Förderbedingungen, bisher passen die Projekt- und Förderwelt nicht zusammen. Die Antragstellung war eine extreme Bastelei zwischen den Welten. Die Kompatibilität zwischen Kommune, Förderung und Formalitäten sollte vereinfacht werden.

Das Vertrauen in Projekte, die Anerkennung des Wertes von Initiativen und die „Pflege von Sprösslingen neben den richtigen Pflanzen“ sind erforderlich.

Wie kann man es hinkriegen, Engagierten den tiefen Einstieg in die fördertechnische Verwaltungsbürokratie von Anfang an abzunehmen oder gar zu ersparen? Hier fehlt es sowohl in den Initiativen als auch an den öffentlichen Stellen an qualifiziertem und weitreichendem Wissen über Alternativen und Lösungsansätzen im Detail.

Das Engagement ist und war auch finanziell Selbstausbeutung für Christian Hampe und Beate B. Blaschczok, die bis 2015 auch privat hafteten und private Kredite für das Projekt aufnahmen.

Wen oder welche Unterstützung brauchen wir noch?

Gerade in Projekten mit so vielen Ehrenamtlern, die aber bewusst keine klare Hierarchie haben, ist es wichtig, Anerkennung und Zuspruch zu geben. Dafür wäre es sinnvoll, wenn ein sozialer Kümmerer als Personal gefördert würde. Denn nicht jeder kommt damit klar, für sich selbst verantwortlich zu handeln. Die Metaebene der gesellschaftlichen Verantwortlichkeit muss also anerkannt werden. Darüber hinaus stehen die Entwicklung der umliegenden Flächen und die sozialverträgliche Veränderung auf dem Plan. Wie können die gesteigerte Aufmerksamkeit der Flächen und des Quartiers nicht nur für kapitalorientierte Investoren Rendite einbringen, sondern den Sanierungsstau und die sozialökonomischen Rahmenbedingungen für die Bewohner des Quartiers verbessern.

Sonstiges

Utopiastadt Campus: Investitionen in das umliegende Gelände sind ebenfalls geplant. Ca. 4000 qm umliegende Flächen an der Nordbahntrasse stehen von der Entwicklungsgesellschaft Aurelis zum Verkauf. Eine klassische Immobilienentwicklung steht hier konträr zu gemeinwohlorientierter Stadtentwicklung der Utopiastadt. Es soll etwas entstehen, das zum gemeinwohlorientierten Konzept passt: Eine integrierte Quartiersflächenentwicklung mit offenem Marktplatz, Kulturkindergarten, Handwerksbetrieben und offenen Werkstätten, Sportanlagen und ein Ökotopia mit Grünzonen und Wasserläufen und v.a.. Eine Stadtteilgemeinschaft verschränkt mit Forschung und Bildung, die inhaltlich an Utopiastadt anknüpft, wären optimal.

Links & Downloads

Autorinnen: Antje Eickhoff, Mona Gennies