Foto: Mona Gennies; Martini44

Martini 44 Hamburg

Gemeinsam bauen in Eppendorf

Vom ehemaligen Krankenhaus Bethanien steht nur noch die für Hamburg typische Backsteinfassade: wie in einer Filmkulisse. Der Erhalt der historischen Front war Teil der Konzeptausschreibung, die eine Kooperation aus dem Bauverein der Elbgemeinden eG und lokalen Institutionen aus Hamburg-Eppendorf gewonnen hat. Hier entsteht Martini 44, ein sozial-kulturelles Zentrum, das zur Vernetzung des Stadtteils beitragen soll.

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Projekt

Sozial-Kulturelles Zentrum: Kultur, Bildung, Beratung, Begegnung, Betreuung und Pflege finden im den beiden unteren Geschossen Platz. In den weiteren Obergeschossen wird geförderter Wohnungsbau umgesetzt. Im Hinterhof weitere geförderte Wohnungen. Insgesamt werden fast 90 Wohnungen neu errichtet.

Gebäudetyp

Neubau mit Erhalt der historischen Fassade des ehemaligen Krankenhaus Bethanien.

Gesamtfläche oder Nutzflächen nach Nutzung

Grundfläche: ca. 10.000 qm

Wohnprojekt/Baugemeinschaft „Martinis“ (24 WE, Gemeinschaftsraum, Dachterrasse): 1.370 qm

9 WE für Familien: 320 qm im Haupthaus und im Hinterhof

49 WE für Familien und Singles im geförderten, genossenschaftlichen Wohnungsbau des Bauverein der Elbgemeinden (BVE): 4.000 qm

Tagespflege für Menschen mit Demenz (Hamburgische Brücke): 220 qm

Betreute Wohn-Pflege-Gemeinschaft (Hamburgische Brücke): 370 qm

Kulturhaus Eppendorf  (Gastronomie (80 qm), Veranstaltungssaal (118 qm), Stadtteilarchiv Eppendorf (20 qm), Quartiersbüro (15 qm)): insgesamt 600 qm

Sozialstation, Beratungsstelle für ältere Menschen (Hamburgische Brücke): 600 qm

Tiefgarage, Erhalt einer Remise im Hof für Fahrradwerkstatt und Fahrradabstellflächen

Projektstatus

Pionierphase: Beginn der konzeptionellen Vorlaufphase und Gründung des Netzwerkes 2006, Beginn der Hochbauarbeiten Ende 2016

Das Besondere – Erfolgsbausteine

Martini 44 ist der Zusammenschluss unterschiedlicher Initiativen zu einem Projekt. Verschiedene Institutionen, Vereine und die Genossenschaft Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) haben sich gemeinsam in einer Konzeptausschreibung der Stadt Hamburg darum beworben, das Grundstück des ehemaligen Krankenhaus Bethanien zu kaufen und die Ausschreibung gewonnen. Teil der Bewerbung war unter anderem der Erhalt der historischen Fassade.

Die Kooperation umfasst nicht nur die o.g. Gruppen, die in das Projekt einziehen werden, sondern auch eine Kita, die Kirchengemeinde vor Ort und mehreren Altenwohnstifte. Im Projekt Martini 44, wird es einen Raumpool geben für verschiedene Nachbarschaftsaktivitäten. Schon jetzt gibt es gemeinsame Aktionen, gegenseitige Unterstützung mit Räumen und ehrenamtlicher Arbeit im Sinne des gemeinsamen Leitbilds „Generationen gemeinsam in Eppendorf“. Hierbei geht es auch um die Themen Demographischer Wandel und Barrierefreiheit. Durch die Zusammenarbeit mit einer der größten Wohnungsbau-Genossenschaften Hamburgs bekommt der gut situierte Stadtteil Eppendorf wieder mehr bezahlbare Wohnungen, was zu einem bunten und gemischten Quartier beiträgt.

Der laufende Prozess wird von der STATTBAU Hamburg betreut, einer Stadtentwicklungsgesellschaft, die sich mit Immovielien auskennt und zwischen Stadt und Projektmachern vermittelt.

Chronologie

Am Anfang

1893 Errichtung des Bethanienkrankenhauses

2006 Das Netzwerk „MARTINIerLEBEN“, ein Arbeitskreis aus verschiedenen ortsansässigen Institutionen und Initiativen findet anlässlich der Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für das Areal des Krankenhaus Bethanien zusammen,

2007 Entwicklung des Leitbildes „Generationen gemeinsam in Eppendorf“.

Aufbau

2008 Das Kulturhaus Eppendorf beauftragt die STATTBAU HAMBURG GmbH mit der „Entwicklung eines Nutzungskonzeptes für soziale/soziokulturelle Einrichtungen im Quartier Martinistraße“ Der BVE kauft das Grundstück des jetzigen Kulturhaus Eppendorf und wird Teil des Netzwerks. Präsentation eines Gutachtens zur Quartiersentwicklung durch STATTBAU Hamburg.

Der erste Internetauftritt http://www.martinierleben.de/ geht online und der erste gemeinsame Veranstaltungsflyer des Netzwerks wird gedruckt.

In der 1. Planungswerkstatt, die seitdem jährlich stattfindet, werden Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen rund um das Quartier und das Grundstück des Krankenhauses gegründet.

2009 Eröffnung eines Quartiersbüros.

2010 Zweite Ideen- und Planungswerkstatt.

Das Büro EGL macht ein Gutachten zu den Grün- und Freiflächen im Quartier.

2010-2012 Hamburg-Eppendorf und MARTINIerLEBEN sind Teil des EU-Forschungsprojekts Demografic Change – DC Noise (Demographic Chance: New Opportunitities in Shrinking Europe), das sich mit der Auswirkung des demographischen Wandels auf den Arbeitsmarkt, haushaltsnahe Dienstleistungen und innovative Wohnformen in der europäischen Nordseeregion beschäftigt. Finanziert wird das Projekt durch den europäischen Fonds für regionale Entwicklung und die Stadt Hamburg. Antragsteller des EU Projekts sind das Bezirksamt Hamburg Nord in Kooperation mit der Stadtentwicklungsbehörde, durchgeführt wird das Vorhaben durch die STATTBAU HAMBURG GmbH.

Verstetigung

2011 MARTINIerLEBEN wird eingetragener Verein.

Gründung der Baugemeinschaft „Martinis“.

2012 Umzug des Krankenhaus Bethanien von der Martinistraße 44 an einen neuen Standort.

Bewerbungsphase für die Konzeptausschreibung der Stadt Hamburg. Abgabe der Bewerbungsunterlagen Januar 2012. Das Projekt martini44 erhält Ende 2012 den Zuschlag (Anhandgabe)

Der BVE lobt einen städtebaulich-architektonischen Wettbewerb zur Ausgestaltung des Siegerkonzepts aus.

2014-2015  Fördergelder aus dem Programm „Anlaufstellen für ältere Menschen“ vom Bundesamt für Familien, Senioren, Frauen und Jugend finanzieren für ein Jahr Personal m(Minijob), das unter anderem ein Repair-Café etabliert.

2014 Bauantrag wird gestellt und bewilligt.

Herbst 2015: Beginn des Abrisses mit Erhalt der historischen Fassade.

2016 Beginn der Hochbauarbeiten.

Auf lange Sicht

Im Mai performen Studierende der Medical School of Hamburg auf einer Verkehrsinsel im Quartier und problematisieren die hohe Verkehrsbelastung.

2018 – 4. Quartal: Geplante Fertigstellung und Betriebsbeginn

Finanzierung

Der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) kaufte das Grundstück von der Stadt Hamburg.

Die Baukosten betragen voraussichtlich 26,8 Mio. Euro.

Die Mieten in den Genossenschaftswohnungen orientieren sich an den Sätzen für den geförderten Wohnungsbau in Hamburg und liegen bei ca. 6,20 Euro bis 8,50 Euro pro Quadratmeter netto-kalt. Es entstehen Wohnungen auf dem ersten und zweiten Förderweg.

Im Quartiersbüro arbeitet eine 450-Euro-Kraft, die durch Projektmittel des Bezirks Hamburg-Nord finanziert wird.

Die ARD-Fernsehlotterie stellte zwei Jahre lang Mittel für den Aufbau des Quartiersbüros zur Verfügung. 2014-2015 vergab das Bundesamt für Familien, Senioren, Frauen und Jugend Fördergelder in Rahmen des Projektes „Anlaufstellen für ältere Menschen“, von denen ein Minijob für den Aufbau von verschiedenen Angeboten, unter anderem für das Repair-Café, bezahlt wurde. Projektgelder kommen unter anderem aus dem Quartiersfond Hamburg, der jährlich 4 Mio. Euro für Projekte in ganz Hamburg umfasst.

Organisationsform

Der Bauverein der Elbgemeinden eG, gegründet 1899, ist Bauherr des Projekts. Er schließt mit dem Kulturhaus Eppendorf und der Hamburgischen Brücke einen Mietvertrag über 15 Jahre plus 2 x 5 mögliche Jahre Verlängerung. Der Mietvertrag kann ab Baubeginn abgeschlossen werden. Vorher gibt es einen rechtsgültigen letter of intent mit Unterschrift der Vorstände, der die Zusammenarbeit und Umsetzung des Konzeptes absichert.

Das Kulturhaus Eppendorf, sowie die Hamburgische Brücke sind als eigenständige eingetragene Vereine organisiert. Außerdem gibt es den Verein MARTINIerLEBEN e.V., der sich aus dem Netzwerk Martinierleben entwickelt hat und sich für die Entwicklung des Quartiers zuständig fühlt und z.B. jährlich eine Planungswerkstatt organisiert. Ehrenamtliche Arbeit wird in verschiedenen Arbeitsgruppen organisiert.

Das Kulturhaus Eppendorf untervermietet einen Teil der Räumlichkeiten an einen lokalen Gastronomiebetrieb, an das Stadtteilarchiv und das Quartiersbüro des Vereins MARTINIerLEBEN.

Beraten wird die Kooperation durch die STATTBAU HAMBURG GmbH, einen alternativen Sanierungsträger, der das Projekt von Anfang an begleitet, die einzelnen Arbeitskreise unterstützt und die Bürger des Stadtteils einbezieht. Finanziert wird die Beratung vom BVE.

Kommunikation

Ein Internetauftritt ist im Aufbau (www.martini44.de). MARTINIerLEBEN produziert einen Newsletter, der die Veranstaltungen und Angebote der verschiedenen Organisationen und Institutionen bündelt und zurzeit (Sept. 2016) 350 Abonnenten hat. Weitere 150 Personen erhalten den Newsletter per Post.

Auf der Internetseite http://www.martinierleben.de/ findet man einen Blog, der über die neuesten Entwicklungen bei Martini44 und im Quartier berichtet.

Besonders für ältere Menschen findet 1x im Monat das MARTINIerLEBEN-Café mit einem Beitrag zu einem bestimmten Thema statt und bietet die Möglichkeit zum Austausch.

Einmal im Jahr organisiert MARTINIerLEBEN e.V. eine Planungswerkstatt mit Bürgerbeteiligung um neue Ideen zu finden, Wünsche zu erkennen und das Quartier gemeinsam zu entwickeln.

Teamentwicklung

Das Konzept für die Ausschreibung wurde mit allen Akteuren aus dem Netzwerk Martinierleben gemeinsam erarbeitet. Einmal monatlich trifft sich eine Steuerungsgruppe, um sich über den Fortschritt des Projektes auszutauschen und offene Fragen zu klären. Zusätzlich treffen sich alle Gewerbemieter (Kulturhaus, Hamburgische Brücke, Stadtteilarchiv, Quartiersbüro) zwei bis drei Mal im Jahr. Synergieeffekte zwischen den Gewerbemietern, wie eine gemeinsame Raumnutzung, ergeben sich schon jetzt und werden aktiv mitgeplant.

MARTINIerLEBEN e.V.: Vorstand und Vertreter aus den Arbeitsgruppen treffen sich trifft sich einmal im Monat.

STATTBAU Hamburg begleitet und berät das Projekt auch in Fragen der Teamentwicklung.

Immobilien/Planen/Bauen

Bauherr im gesamten Bauprozess ist der Bauverein der Elbgemeinden eG, der in Hamburg, Norderstedt, Pinneberg und Seevetal ca. 13.900 Wohnungen besitzt.

Beraten werden die Kooperationspartner vom alternativen Sanierungsträger STATTBAU HAMBURG GmbH. Grundstückseigentümerin vor der Ausschreibung ist die Stadt Hamburg – Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG). 1890 wurde das Grundstück von der Stadt Hamburg an das Krankenhaus Bethanien übergeben, mit der vertraglichen Auflage das Grundstück für den Krankenhausbetrieb zu nutzen. Mit Ende des Betriebs fiel das Grundstück zurück in städtische Hand und damit an die LIG.

In einer Konzeptausschreibung der Finanzbehörde Stadt Hamburg wird das Grundstück verkauft. 15 Bieter beteiligten sich. In der Konzeptvergabe zählt das Konzept 70 Prozent, der Preis, den die Bewerber bereit sind zu zahlen und selber vorschlagen, 30 Prozent. Durch ein Punktesystem entsteht Transparenz bei den Konzepten. Konzeptanforderungen sind: Bestimmte Wohnungspolitische Vorgaben (28P), eine Nutzungsmischung (28P), Sozialpolitische und städtebauliche Vorgaben und energetische Vorgaben (14P). Der BVE gewann die Ausschreibung in Kooperation mit den Partnern aus dem Netzwerk Martinierleben und wird Eigentümer des Grundstücks.

Die ökologisch-energetischen Vorgaben erfüllt der BVE mit hochgedämmten Fassaden, einer kontrollierten Belüftungsanlage sowie einer Wärmepumpenanlage inkl. einem Eisspeicher. Er erklärt sich zum Erhalt der historischen Fassade des ehemaligen Krankenhaus Bethanien und zur Durchführung eines Städtebaulich-Architektonischen Wettbewerbs bereit.

Den städtebaulich-architektonischen Wettbewerb mit einer Überprüfung des Altbaus, Planung von Neubauten samt Grundrissen, Planung des Gesamtensembles und Modellage des Freiraums gewinnt das Hamburger Architektenbüro KBNK. Den zweiten Preis erhält das ebenfalls Hamburger Architekturbüro APB. Der BVE hat beide Büros aufgefordert zusammen zu arbeiten um gemeinsam ein hochwertiges Ergebnis abzuliefern.

Nachbarschaft und Stadtteil

In der direkten Umgebung von Martini 44 liegen zwölf Wohnstifte für ältere Menschen und andere soziale Einrichtungen. 67,1 Prozent der Haushalte im Quartier sind Einpersonenhaushalte.

Die Nachbarschaft engagiert sich im Netzwerk MARTINIerLEBEN. In Kooperationen mit der Kirchengemeinde St. Martinus (z.B.: Stadtteilplan Barrierefreies Eppendorf), der Begegnungsstätte Martinistraße, den Bethanien-Höfen Eppendorf (Diakonie) wird viel Ehrenamt gebündelt und Veranstaltungen umgesetzt. Martini 44 soll ein Netzwerkknoten/Raumpool einer aktiven Nachbarschaft bilden, der diesem Engagement Raum gibt.

Einmal monatlich finden schon jetzt ein Repair-Café, das Eppendorfer Schenkvergnügen und die Eppendorfer Masche, ein Treff zum gemeinsamen Handarbeiten, statt.

Das MARTINIerLEBEN-Café, das jeden Monat zu einem anderen Thema stattfindet bietet neben dem Austausch über das Quartier die Möglichkeit etwas zu Inhalten zu erfahren, die besonders an ältere Menschen gerichtet sind.

Wen oder welche Unterstützung brauchen wir noch?

Dem Kulturhaus fehlen noch Gelder für die Erstausstattung und einige besondere Investitionen (z.B. Licht- und Tonanlage). Private und öffentliche Spender werden gesucht.

Außerdem ist die Finanzierung von Personal ein ständiges Problem. Ein von der Stadt Hamburg finanziertes personelles Centermanagement wäre die Idealvorstellung.

Stolpersteine

Das Verfahren zur Grundstücksvergabe nach Konzeptqualität ist 2009 eingeführt worden, hat sich aber erst langsam in den folgenden Jahren in der Verwaltung durchgesetzt. Dies führte dazu, dass die Entscheidung über den Grundstücksverkauf fast ein Jahr benötigt hat. Zuvor waren in Hamburg die Grundstücke nach dem Höchstgebotsverfahren verkauft worden, da fielen die Entscheidungen schneller. Inzwischen ist dies Verfahren aber bei der Verwaltung eingeübt und läuft schneller.

Alle beteiligten Träger haben festes Personal für ihre Arbeit. Für die Koordination der Quartiersarbeit und die Kooperation innerhalb des Hauses gibt es bisher keine Möglichkeit der Förderung von Personalkosten.

Sonstiges

In den bisherigen Räumen des Kulturhaus Eppendorf wird der Verein crazy artists die Kultur Klinik Hamburg gründen, ein Zentrum für kreative Gesundheitsförderung, das mit physisch Kranken bzw. ehemals physisch Kranken arbeitet.

Der BVE plant weitere Projekte dieser Art und möchte auf diese Weise den Altersschnitt seiner Mitglieder senken und sich dynamisch verjüngen.

Internetseite Kulturhaus Eppendorf

Flyer Martini 44